Post by (christian louboutin outlet) Apr 2012
Wie es um die reiche Schweiz wirklich steht, erfahren immer mehr
Menschen ganz persönlich. Bereits 26 Prozent der Haushalte mit Kindern
müssen heute so wichtige Dinge wie etwa Zahnarztbehandlungen
zurückstellen – weil das Geld fehlt.
Eine böse Zahl machte Furore. Der Basler Professor Ueli Mäder und sein Forschungsteam behaupteten: 3 Prozent besitzen in der Schweiz gleich viel wie die restlichen 97 Prozent. Das durfte nicht sein. Kopfschütteln im ganzen Land (work berichtete und hatte Mäder interviewt). Die SVP und ihre «Weltwoche», Economiesuisse und ihre «NZZ» bliesen zur Hatz. Die Zeitung «Sonntag» titelte bündig: «Das Märchen des Professors».
Das war Ende 2010. Pech nur, dass einige Monate später die Grossbank CS eine Reichen-Studie publizierte. Resultat: In Wahrheit ist es noch schlimmer. Nur 1 Prozent besitzen mehr als 99 Prozent. Weltrekord. Nicht ganz: In Singapur sind die Verhältnisse noch krasser. Nur in Singapur.
BANANA SWITZERLAND Die harmonische Schweiz als Bananenrepublik, in der ganz wenige Grossaktionäre, Steuerfl üchtlinge, alte Besitzerfamilien und Spekulanten fast alles besitzen? Schwer zu glauben. Aber die Fakten sind hart. Die reichsten 5 Prozent besitzen drei Viertel der Schweiz. Soziologe Mäder: «Mit dem Reichtum konzentriert sich auch viel Macht. Da geht die Freiheit kaputt, und die Demokratie nimmt Schaden.»
(hollister)
Wie es um die reiche Schweiz wirklich steht, erfahren immer mehr Menschen ganz persönlich. Schon 26 Prozent der Haushalte mit Kindern müssen heute wichtige Dinge wie etwa Zahnarztbehandlungen zurückstellen – weil das Geld fehlt. Einkommen und Vermögen sind immer ungleicher verteilt. Und diese Ungerechtigkeit nimmt in «dramatischem Ausmasse» zu, wie Gewerkschaftspräsident Paul Rechsteiner weiss. Dramatisch und schnell. Die grosse Mehrheit, 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, besass 1997 immerhin 29 Prozent des Vermögens. Ein gutes Jahrzehnt später noch 17 Prozent. Grafi k 5 zeigt diese brutale Umverteilung von unten nach oben.
EINKOMMEN OHNE AUSKOMMEN Ein Hebel für diese Umverteilung ist die Lohnpolitik der Unternehmen. Zwar ist die Arbeitsproduktivität stark gestiegen. Produktivität ist der Wert dessen, was die Arbeitenden in ihrer Arbeitszeit herstellen. Dennoch haben nur die Bestbezahlten von dieser Mehrleistung aller profi tiert. Die Löhne der Spitzenmanager (oberstes Prozent) legten um 33 Prozent und mehr zu (vergleiche Grafi ken 1 und 2). Mittlere Löhne nur um 4 bis 5 Prozent. Ganz tiefe Einkommen (die untersten 10 Prozent) bekamen, dank der Lohnkampagnen der Gewerkschaften, 5,5 Prozent mehr. Sehr viel weniger, als ihnen für ihre gestiegene Produktivität zustünde. Und immer noch zu wenig, um ein richtiges Auskommen zu haben.
Diese ungleiche Entwicklung der Löhne, die der Gewerkschaftsbund (SGB) jetzt in seinem Verteilungsbericht 2012 detailliert belegt (siehe Kasten), demaskiert eine Lüge: Statistiken, die von Durchschnittslöhnen ausgehen, fälschen die Wahrheit. Denn die obersten 10 Prozent, vor allem aber die wenigen, die Millionenlöhne und Superboni kassieren, schnappen sich einen wachsenden Anteil an der Lohnsumme, also am erwirtschafteten Reichtum. Ihr Kuchenstück vergrösserte sich um 62 Prozent. Ein Graben reisst auf. Das ist brisant.
300 JAHRE ARBEITEN Denn diese Umverteilung wirkt gleich dreifach. Die reale Lohnquote sinkt. Die verfügbaren Einkommen der Mehrheit stagnieren oder steigen nur minim. Die Einkommensunterschiede in vielen Unternehmen werden obszön.
Lohnquote: Sie zeigt, wie viel vom erwirtschafteten Gewinn einer Volkswirtschaft an die Arbeitenden geht und wie viel sich die Aktionäre, Banken usw., also das Kapital, schnappen. Sie ist also ein Mass für die Gerechtigkeit einer Wirtschaft. Sinkt die Lohnquote, sollten eigentlich überall die roten Warnlampen angehen. Denn das bedeutet: Die Unternehmen machen Extraprofit, weil sie die Produktivitätsgewinne nicht in Form von mehr Lohn oder kürzerer Arbeitszeit weitergeben. Sie schwimmen im Geld. Und das legen sie an den Finanzmärkten an. Die nächste Blase wird aufgebaut. Die Arbeitenden ihrerseits verdienen weniger. Haben also weniger Kaufkraft, um die Produkte der Unternehmen zu kaufen. Folge: Die Investitionen sinken. Rechnet man die Boni der Topmanager nicht mit, ist die Lohnquote in der Schweiz zwischen 1997 und 2008 tatsächlich stark gesunken, wie Grafi k 4 zeigt. Das Kapital nimmt sich ein grösseres Stück vom erarbeiteten Reichtum. Und tatsächlich wissen Konzerne wie Novartis nicht mehr, wohin mit dem vielen Geld. Klar, stagnieren auch die Investitionen.
Frei verfügbares Einkommen: Die Spitzenverdiener haben in den letzten Jahren kräftig abgezockt. Für die 90 Prozent Normalverdienenden blieb wenig. SGB-Chefökonom Daniel Lampart: «Die Verlierer der Einkommensverteilung sind die tiefen und mittleren Einkommen.» Eine vierköpfi ge Familie mit tiefem Einkommen, so hat Lampart errechnet, hatte 2010 nur gerade 1300 Franken mehr zur Verfügung als zehn Jahre zuvor. Eine Familie mit hohem Einkommen hingegen legte um 15 000 Franken zu. Noch krasser die Situation von Einzelhaushalten. Arbeitende mit niedrigem Einkommen haben zwischen 2000 und 2010 sogar 1300 Franken an Kaufkraft verloren. Trotz höherer Produktivität. Solche mit hohen Einkommen aber haben heute 23 700 Franken mehr in der Tasche.
Grund für diese klaffende Einkommensschere sind nicht nur die Löhne, die auseinanderdriften. Wie viel Geld vom Lohn zum Leben übrigbleibt, hängt von Abgaben, Steuern, Krankenkassenprämien und Mietkosten ab. Hohe Einkommen profi tieren in der Schweiz stark von der Steuerund Abgabenpolitik. Die hat in den letzten 15 Jahren die hohen Einkommen, die Boni und Gewinne extrem begünstigt. Steuersenkungen sind ein neoliberales Dogma. Bürgerliche Mehrheiten haben die Steuern generell gesenkt. Besonders stark aber für hohe Einkommen. Zudem haben die Mehrwertsteuererhöhungen der Jahre 2001 und 2011 den Konsum verteuert, was wiederum die tiefen und mittleren Einkommen stärker trifft. Und die stark gestiegenen Krankenkassenprämien reissen tiefe Löcher in die Haushaltbudgets der Mehrheit.
Diese negative Entwicklung, sagt SGBChef Paul Rechsteiner, «ist kein Naturgesetz. Letztlich sind es politische Entscheide, die zu mehr Ungleichheit oder mehr Gerechtigkeit führen.» Die schwelende soziale Krise wird von den Besitzenden gemacht.
Lohnungleichheit in den Unternehmen: Eine Angestellte ganz unten in der Grossbank CS müsste rund 300 Jahre arbeiten, um auf den Lohn von CEO Brady Dougan zu kommen. Haben die Juso errechnet. Das Lohngefälle in den Unternehmen ist stark gewachsen. Im Schnitt verdienen die Topmanager der Konzerne zwischen 60 und 70 Mal mehr als die «Mitarbeitenden» mit dem schmalsten Lohn. Das spiegelt keine Arbeitsleistung und keine gerechte Entlöhnung, sondern die Abzockermentalität der Manager. Und ihre unkontrollierte Macht. Denn in der Regel bestimmen die Topmanager ihre Löhne selbst. Gemeinsam mit den Aktionären plündern sie die Arbeit der anderen. Eine schlichte Zahl macht dies klar: Schweizer Spitzenmanager verdienen 5,6 Mal mehr, als das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf beträgt. Dem wollen die Juso mit ihrer 1 : 12-Initiative einen Riegel schieben: Niemand soll in einem Jahr weniger verdienen als der Topmanager in einem Monat. Demnächst kommt die Initiative vors Volk.
DISKRIMINIERTE FRAUEN Wie wenig die heute üblichen Löhne die Arbeit gerecht entlöhnen, zeigen auch die sich hartnäckig haltenden Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau. Noch immer bezahlen viele Unternehmen Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld. Grafi k 3 illustiert das Unfassbare: Vor allem bei den höheren Chargen verdienen die Frauen einen Fünftel weniger. Bei tiefen Löhnen sind es an die 19 Prozent. Schlimmer noch: In allen Lohnklassen bis 4000 Franken netto sind die Frauen in der Überzahl. Prekäre Arbeit ist in der Schweiz weiterhin vorwiegend weiblich.
Die anhaltende Umverteilung von unten nach oben würde wohl noch um einiges schärfer ausfallen, hielten die Gewerkschaften nicht mit GAV, Mindestlohnkampagnen und Mobilisierungen dagegen (siehe Spalte rechts). Ein Blick auf die Lohnschere etwa in Deutschland genügt. Die tiefsten 10 Prozent der Einkommen haben dort in den letzten 15 Jahren fast einen Fünftel ihrer Kaufkraft eingebüsst. In den meisten Nachbarländern haben Unternehmer und Politik einen schnell wachsenden Tiefstlohnsektor geschaffen.
Doch der Druck steigt auch hierzulande. Immer mehr Arbeitgeber lagern Jobs an Unterakkordanten aus, die sämtliche Mindestlöhne unterbieten. Schweisser, Eisenleger, Reinigungsangestellte, Verkäuferinnen usw. werden zum Teil schon mit Stundenlöhnen unter 12 Franken abgespeist. Viele Firmen beschäftigen mehr Temporäre, auch auf Abruf, zu Minimallöhnen. Das senkt das Lohnniveau auch der Festangestellten.
GESTOHLENE LEBENSCHANCEN Es ist nicht schwer, die Folgen der aufgehenden Gerechtigkeitslücke jetzt schon abzuschätzen. Im Land mit der zweithöchsten Millionärsdichte der Welt reichen viele Löhne nicht mehr zum Leben. Die Haushalte verschulden sich, und die Zahl der Privatkonkurse steigt. Auch die Altersarmut wächst. Und immer mehr Familien müssen Sozialhilfe in Anspruch nehmen, sogar solche, in denen zwei Mitglieder Vollzeit arbeiten (sogenannte Working Poor).
Die Armut wächst. Gerade bei Familien mit Kindern und Jugendlichen. 44 Prozent der Sozialhilfeabhängigen sind Kinder und Jugendliche unter 25. So ist die wachsende Ungleichheit im Land nicht nur eine Frage von wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Sondern auch von gestohlenen Lebenschancen. Zum Beispiel nimmt die Zahl der Arbeiterkinder an Gymnasien, Universitäten und Fachhochschulen derzeit wieder ab.
Wachsen die sozialen Unterschiede, richtet dies mit der Gesellschaft Verheerungen an. Sie beginnt auseinanderzu brechen. Jüngere, Wenigverdienende, von Sozialhilfe Abhängige werden entmutigt. Nach dem Beispiel der Manager verdrängt Eigennutz die Solidarität. Produktive Lebensentwürfe gehen ins Leere.
Das nehmen die Reichen und Mächtigen, die diese Gerechtigkeitslücke zu ihrem Nutzen organisiert haben und weiter vorantreiben wollen, in Kauf. Auch wenn den einen oder anderen, wie Professor Ueli Mäder in seinen Interviews mit ihnen erfuhr, Albträume heimsuchen. Schlimme Träume von Protest, Unrast und Aufständen.
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