Post by (ugg boots günstig) Sept 2011
22 Jahre ist es her, aber für sie ist es, als wäre es gestern gewesen. Reise in ihre Kindergartenzeit mit Abendblatt-Volontärin Janina Darm.
Hamburg. 22 Jahre war ich nicht mehr an diesem Ort. 22 Jahre - und es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich mit einer kleinen lilafarbenen Papp-Schultüte in der Hand fröhlich hüpfend den Bugenhagen-Kindergarten in Nettelnburg verließ, um endlich ein "großes Schulmädchen" zu werden.
Damals, im Sommer 1989, lagen zwei wundervolle Jahre Kindergartenzeit hinter mir. Heute, mit 28, wage ich noch einmal eine Reise in die Vergangenheit. In die Kindheit der 80er-Jahre, die angesichts des Kleidungs- und Frisurenstils bei Jung und Alt aus heutiger Sicht nicht immer schön - ohne Mobiltelefon, iPad und Laptop allerdings herrlich einfach, überschaubar, ja geradezu unprätentiös waren.
Ich stehe an der Eingangspforte, wenige Meter entfernt von Kirche und Anbau, in dem sich der evangelische Kindergarten befindet. Noch immer hängt ein riesiges Kreuz an dem Kirchengebäude. Und auch die Kirchturmspitze wird wie vor 22 Jahren von jenem grünen Wetterhahn bewohnt, den meine Freundinnen und ich schon damals furchtbar faszinierend fanden. Es scheint fast, als wäre ich nie weg gewesen. Als würden zwei Jahrzehnte Abwesenheit nicht existieren. Sieht man von der modernen Vogelnestschaukel auf dem Spielplatz neben der Kirche ab, scheint die Zeit in Nettelnburg stillzustehen.
Jetzt bin ich doch ein wenig aufgeregt. So wie damals, als ich nicht so recht wusste, was mich im Kindergarten erwarten würde. Frau Stukenberg, die Erzieherin, hatte mich am ersten Tag an die Hand genommen und an einen kleinen Tisch gesetzt. An die 20 Kinder wuselten durch den Raum. Ich kannte nicht ein einziges. Also stimmte ich verschüchtert zu, eine Partie "Fang den Hut" mit Frau Stukenberg zu spielen. Minuten später standen zwei Mädchen mit ihren Eltern in der Tür: die Schwestern Nora und Maja, die wie ich in Neuallermöhe wohnten. Frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt wurden sie gebeten, mit mir zu spielen. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Heute hingegen fange ich wieder bei null an. Ich kenne niemanden - weder Kinder noch Betreuer der Einrichtung - und scheitere beinahe daran, die mit zwei Klinken vorbildlich gesicherte Tür im Eingangsbereich des Kindergartens zu öffnen. Ein Vater, der soeben seinen Sohn gebracht hat, hilft mir. Dann öffnet sich mein Sesam. Ich betrete die Räumlichkeiten und kann es kaum glauben. Die kleine Garderobe direkt hinter dem Eingang, in der wir schon damals unsere Jacken und Schuhe platziert haben, sieht exakt aus wie früher. Nur eines ist anders: Alles wirkt viel, viel kleiner, als ich es in Erinnerung habe. Die Holzbänke, die Haken zur Befestigung der Jacken. All das befindet sich auf einer Höhe, die mir das Gefühl gibt, ich sei in wenigen Sekunden meterhoch gewachsen.
Ich frage mich, ob das hölzerne Schmetterlings-Bildchen noch existiert, neben dem ich meine Sachen immer deponiert hatte, vergesse den Gedanken jedoch, als zwei Jungen um die Ecke sausen und beinahe mit mir zusammenstoßen. Ich folge ihnen ins Spielzimmer und stehe plötzlich in jenem Raum, der früher meine halbe Welt war. Hier haben wir gebastelt und gemalt, gesungen und vor allem gespielt. Unsere Idole hießen Regina Regenbogen, die Wauzis und Mein kleines Pony. Wir trugen Micky-Maus-Pullover und Latzhosen, und wir träumten davon, eines Tages den begehrten Puppen-Schminkkopf zu besitzen, den man frisieren und mit Rouge und Lidschatten anmalen konnte - und der trotz penetranter Nennung auf dem Weihnachtswunschzettel am Ende doch nie unterm Tannenbaum lag.
(ugg boots sale)
Ich hatte erwartet, dass das Spielzimmer inzwischen völlig neu gestaltet sein würde. Dass die Schränke und Möbel anders aussähen und die Atmosphäre nicht länger den eigenwilligen Charme der 80er verströmte. Aber weit gefehlt. Bis auf wenige Details sieht alles aus wie früher. Rustikal und dennoch liebevoll. Schön einfach und einfach praktisch. Einige Möbel sind verrückt worden, die rechts im Raum gelegene Puppen- und Kochecke hat ihren Sinn und Zweck hingegen augenscheinlich beibehalten. Damals versammelten sich dort stets die Jungen meiner Gruppe. Ein emanzipatorischer Irrtum, könnte man meinen. Doch auch jetzt ist die Ecke offenbar den Herren der Schöpfung vorbehalten. Sie bauen an einer Murmelbahn und bemerken mich nicht. Ganz im Gegensatz zur kleinen Marit, die geradewegs auf mich zumarschiert und direkt nach meinem Namen und Anliegen fragt. Sie trägt rosa-weiße Hello-Kitty-Socken und passende Schuhe. Mit Regina Regenbogen kann sie längst nichts mehr anfangen. Wohl aber mit Leo Lausemaus und Prinzessin Lillifee. "Guck mal", sagt sie nach einem kleinen Plausch, öffnet ihren Mund und tippt mit dem Zeigefinger gegen einen wackligen Milchzahn.
Zähne zu verlieren gehört im Kindergarten dazu. Ich selbst habe viele Tage meiner Kindergartenzeit mehr oder weniger zahnlos verbracht und einen meiner Milchzähne beim Frühstück sogar versehentlich verspeist. Ein mit Schaumkuss gefülltes "Matsch-Brötchen" wurde mir zum Verhängnis. Vielleicht ein Grund, warum ich nie wieder eines gegessen habe.
Wie damals gibt es im Bugenhagen-Kindergarten auch heute ein festes Frühstücksritual. Die Erzieherinnen Anika Zumbeck und Sedi Ebadollahi bereiten kleine Gurkenscheiben, Tomaten, Äpfel, Bananen und Butterbrote zu. Pünktlich um neun Uhr ertönt ein Gong. "Jetzt gehen sich bitte alle die Hände waschen", ruft Zumbeck. 20 Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und fünf Jahren machen sich auf den Weg ins Bad. Der evangelische Kindergarten besteht aus einer einzigen Gruppe. So wie vor 22 Jahren. Und entgegen den unkenden Kommentaren einiger Freunde und Bekannter, die im Vorwege meines Besuchs nicht müde wurden, vom "sozialen Brennpunkt Nettelnburg" zu berichten, kommen alle Kinder der Gemeinde aus wohlsituierten Familien. "Eine Insel der Glückseligkeit ist das hier", sagt Anika Zumbeck, "wir haben ein Kind mit afghanischen Wurzeln, aber Probleme bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund kennen wir hier nicht."
Marit ist schon fertig mit dem Händewaschen und spurtet ins Nebenzimmer, wo lauter rote Plastikteller fürs Frühstück bereitgestellt wurden. Es sind die Teller von damals. Ich erkenne sie sofort wieder. Sie haben ein Blumenmuster am Rand - und offenbar eine Anti-Zerstörfunktion. Als alle Kinder am Tisch sitzen, fassen sie sich an den Händen und sprechen gemeinsam mit den Erzieherinnen ein Gebet. Sie danken dem lieben Gott für den neuen Tag, für die Blumen, die Schmetterlinge - überhaupt "für all die schönen Dinge" auf der Welt. Wie damals werden hier ab und an christliche Lieder gesungen, und alle zwei Wochen kommt eine Gemeindepädagogin vorbei und erarbeitet mit den Jungen und Mädchen Themen aus dem christlichen Glauben.
Auch zu unserer Zeit gab es eine Bibelstunde. Als Vorschulkinder durften wir manchmal in die angrenzende Kirche gehen, die bunten Fenster bestaunen und Geschichten lauschen, von denen selbst heute noch einige gegenwärtig sind. Besonders beeindruckend fand ich die Erzählung von Jona und dem Wal. Tagelang habe ich meine Eltern damit genervt. Sie waren nicht übermäßig gläubig. Doch frühzeitig ein paar christliche Werte vermittelt zu bekommen hat mir sicher nicht geschadet.
Als die Teller nach dem Frühstück weggeräumt und auch der obligatorische Stuhlkreis mit Fingerspiel und Leo-Lausemaus-Geschichte abgehalten worden sind, geht es gegen Ende des Vormittags raus in die Natur. Einige Kinder schnappen sich sofort Helm und Fahrrad, andere stürmen lieber in Richtung Schaukel und Sandkiste. Das Gemeindeanwesen ist riesig. Nicht nur aus der Sicht eines Kindes, wie ich feststellen muss. Es ist noch immer ein behütetes Fleckchen Erde hier in Nettelnburg. Ein wenig verträumt, aber keinesfalls verschlafen. Im Sandkisten-Bereich kommt mir Jan entgegen. Er hält eine gelbe, quadratische Backform in die Höhe und sagt: "Wir tun so, als ob das ein Nintendo ist." Der Satz reißt mich aus meiner Nostalgie und katapultiert mich zurück in die Gegenwart. Ins Zeitalter von Computer, 3-D-Kino und Navigationssystem. In ein Jahrzehnt, das auch den Bugenhagen-Kindergarten verändern wird. Noch in diesem Spätsommer soll ein Gebäude angebaut werden. Eine Krippe und zwei Elementargruppen wird es nach der Fertigstellung der neuen Räume in der modernisierten Bugenhagen-Kita geben, wie der Kindergarten dann heißen wird.
"Uns ist es nur wichtig, dass alles überschaubar bleibt - zumindest an der Philosophie des Kindergartens ändert sich also nichts", sagt Leiterin Cécile Costé.
Wenn Sie an mbt schweiz interessiert sind,bitte besuchen unsere Website:christian louboutin schuhe
댓글 없음:
댓글 쓰기